Ellinor-Holland-Haus: Ein Haus, das Menschen Mut macht Spatenstich für Modellprojekt der Stiftung Kartei der Not

Augsburg, 12.12.2013

Es kann jedem von uns passieren und es kann ganz schnell gehen: Ein Mensch verliert durch einen Schicksalsschlag den Boden unter den Füßen und braucht eine Zeit lang Hilfe, um wieder ins Leben zurückzufinden. In solchen Situationen bietet künftig das Ellinor-Holland-Haus Unterstützung. Am 11. Dezember  war Spatenstich für das Projekt der Kartei der Not, dem Leserhilfswerk der Mediengruppe Pressedruck. Das Gebäude ist im Augsburger Textilviertel angesiedelt, soll aber für Menschen aus ganz Schwaben ein Ort der Zuflucht sein, wie es ihn in dieser Form noch nicht gibt. Der Name erinnert an die verstorbene Verlegerin der Augsburger Allgemeinen, Ellinor Holland, die die Kartei der Not gegründet hat. „Es war ihr ein großes Anliegen, Not zu lindern, dafür hat sie sich unermüdlich eingesetzt“, so Ellinor Scherer, Kuratoriumsvorsitzende der Kartei der Not, über das Engagement ihrer Mutter. „Ihr Beispiel ist uns Ansporn und Verpflichtung, ein neues Kapitel in der Geschichte der Kartei der Not aufzuschlagen.“

Rund 100 Menschen werden einmal in dem Haus mit seinen über 20 Wohnungen leben, das als Mehrgenerationen-Projekt konzipiert ist. Es werden Menschen in schwierigen Lebenslagen sein, seien es alleinerziehende Mütter und ihre Kinder, seien es Menschen mit Behinderung, Kranke, Senioren bzw. Frührentner, die sich gerne in der Hausgemeinschaft einbringen möchten. Das Ellinor-Holland-Haus wird von einem Sozialarbeiter betreut, der dafür Sorge trägt, dass die Bewohner Hilfe bekommen, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Er unterstützt sie bei Amtsgängen oder dabei, das passende therapeutische Angebot zu finden.

Alexandra Holland, stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende der Kartei der Not, nannte beim Festakt den Antrieb für das Projekt, nämlich: "Verantwortung zu übernehmen für Menschen in der Region, die schwere Zeiten durchleben." Das Haus solle Schutz- und Erholungsraum werden, in dem Menschen in Krisensituationen ein bis drei Jahre Kraft tanken für ein selbstbestimmtes, besseres Leben.

In dem Gebäude sind auch eine Montessori-Kindertagesstätte, die der Arbeiter-Samariter-Bund in Kooperation mit der Kartei der Not betreibt, und ein Tante-Emma-Laden mit Café untergebracht. Gerade Alleinerziehende sollen so die Möglichkeit erhalten, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Das Café betreibt die Bildungsinitiative BIB; dort soll es auch Ausbildungsmöglichkeiten für Bewohnerinnen und Bewohner geben.

Mit dem Projekt geht ein lang gehegter Traum in Erfüllung, ein Traum von Ellinor Holland, nach der das Haus nun benannt wird. Die Kartei der Not hat in fast fünf Jahrzehnten vielen Menschen geholfen, rund 2000 Fälle sind es jährlich.

"Eine neue Dimension der Hilfe" nannten Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl und der schwäbische Regierungspräsident Karl-Michael Scheufele das Modellprojekt gestern beim feierlichen Spatenstich, dem rund 180 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und dem Sozialbereich beiwohnten. Denn ein Netzwerk der Hilfe zu bilden für Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, werde immer wichtiger.

Einziehen können die Bewohner voraussichtlich im Jahr 2015. Dann gibt es gleichzeitig noch etwas zu feiern: Die Kartei der Not wird 50 Jahre alt.